Stifterportrait

Rüstig, großzügig und herzlich

Christel und Bernd Hansen haben mit letztwilliger Verfügung eine Stiftung unter dem Dach der Bürgerstiftung Bonn errichtet

Ihr Herz schlägt für Bonn. Dort sind sie geboren. Dort sind sie zur Schule gegangen. Dort leben ihre Freunde. Dort pulsiert für sie das Leben: Christel und Bernd Hansen sind in der Bundesstadt vielen bekannt. Und das nicht nur als Inhaber des Autohauses Knüfker. Ihr Name zählt in Wirtschaftskreisen. Ebenso aber auch im Karneval. Bernd ist das langjährigste Mitglied der Bonner Stadtsoldaten. 1948 schloss sich der heute 96jährige ihnen an. Und seine Frau steht stets an seiner Seite. „Mit wirklich ausgefallenen Kostümen“, schmunzelt Bernd. Das Ehepaar hat in seinem Leben viel erreicht. Das weiß es zu schätzen. Ebenso wie die Tatsache, dass sie dabei mitunter auch Glück benötigten.

Das möchten die beiden nun ein Stück weit zurückgeben. Eigene Kinder haben sie nicht. Also errichteten sie mit letztwilliger Verfügung eine Stiftung unter dem Dach der Bürgerstiftung Bonn. Der Verein Senioren- und Jugendhilfe des Bonner Stadtsoldaten-Corps soll eines Tages davon profitieren. Außerdem wird sich die Stiftung für die Bildungsförderung von benachteiligten Kindern einsetzen. „Denn Bildung stellt die Grundvoraussetzung für das Leben dar“, sagt die bald 88jährige Christel, die selbst die Liebfrauenschule in Bonn besucht hat. Sie entstammt der Familie Knüfker, war einzige Erbin des Autohauses. Als sich ihr Vater aus dem Geschäftsleben zurückziehen wollte, übernahmen Christel und ihr Mann den Betrieb. Als diplomierter Volkswirt hatte Bernd zuvor in renommierten Unternehmen, wie etwa der Allweg Forschung (Einschienenbahn) oder dem Stahlkonzern und Lokomotivbauer Henschel in Kassel reichlich Erfahrung gesammelt.

Die Fähigkeit, ein Unternehmen zu leiten, hatte der rüstige Ruheständler vermutlich geerbt. Schließlich führten seine Eltern lange Zeit ein eigenes Geschäft für Fleischereibedarf an der Bornheimer Straße. Bernd Hansen bedauert ein wenig, dass „Wirtschaft“ heute nach seiner Einschätzung kaum noch nachzuvollziehen ist. „Früher schlug man das Buch ,Wer gehört wem` auf und wusste sofort, welche Köpfe hinter welchem Unternehmen stecken. Heute kannst du das Buch wegwerfen. Da blickt doch keiner mehr durch, wer wirklich hinter welchem Firmennamen steckt“, sagt er. Gleiches gilt seiner Meinung nach für die Börse: „Alles ist verstrickt und undurchsichtig.“

Ein wenig undurchsichtig erschienen der Mutter von Christel die Pläne ihrer Tochter und „ihres“ Bernd. „Jetzt seid ihr schon acht Jahre verlobt. Wollt Ihr denn gar nicht heiraten?“, fragte sie die beiden einen Tag vor Heilig Abend in den 50er Jahren. Da hat sie ja eigentlich recht, dachten sich die beiden und entschlossen sich zur Spontanhochzeit. Sie fand schon einige Tage später an Heilig Abend in der Marienkirche statt. Kennengelernt hatten sich die beiden auf einem Karnevalsball in der Mensa Nassestraße 1947 – im Jahr als Bernd aus dem Krieg zurückgekehrt war. Die Zeit als Soldat hatte ihn unter anderem nach Russland und Nordafrika sowie in vierjährige Kriegsgefangenschaft in die USA und nach England geführt.

Fast 70 Jahre sind die beiden nun ein Paar. Vieles haben sie gemeinsam. Etwa Ihre Gastfreundschaft, Großzügigkeit, Herzlichkeit und den ausgeprägten Wunsch nach Gesellschaft. Bei den Stadtsoldaten wird er ihnen immer wieder erfüllt. „Darum lieben wir auch den Karneval“, betonen sie. So wie sie beide ihr Hobby Reisen mit dem „Camper“ schätzten. 40 Jahre lang fuhren sie mit ihm nach Ungarn – Freunde treffen, Gemeinschaft und Geselligkeit genießen. Später zog es sie verstärkt nach Italien und Gran Canaria. Eine Kreuzfahrt, die sich Segler Bernd durchaus vorstellen kann, möchte seine Ehefrau lieber nicht antreten: „Ich habe gerne festen Boden unter den Füßen“. Beim Thema Pflanzen und Garten gehen die Interessen ein wenig auseinander. Das großflächige Gelände rund um den Bungalow über den Dächern von Bad Münstereifel pflegt Bernd alleine. „Ich glaube, das hält mich fit. So wie es früher auch der Wassersport getan hat“, meint er.

Während er sich intensiv mit Politik und Geschichte beschäftigt oder Musik jeder Art lauscht, nutzt Christel seit ihrer Jugend freie Zeit für ein – wie sie findet – beruhigendes Hobby: Handarbeiten, besonders Stricken. Vieles, das sie trägt und manches, was die eigenen vier Wände ziert, entsprang ihren talentierten Händen. „Mich faszinieren halt schöne Sachen, die man so nicht kaufen kann“, lacht sie und fügt ebenso lachend hinzu: „Ansonsten ist mein Mann mein Hobby.“

Bonn, den 20.10.2017