Stifterportrait

„Kinder sind unser Kapital für die Zukunft“

Hildegard und Karl-Heinz Güttes gründen eine Stiftung zugunsten der Jugendhilfe für Bildung und Erziehung

Es war ein denkwürdiger Moment, jener 31. Juli 2020. Exakt am Tag ihrer Goldhochzeit sagte das Ehepaar Hildegard und Karl-Heinz Güttes noch einmal „Ja“. Dieses Mal aber gaben sie sich nicht vor dem Altar das Versprechen, ein Leben lang in guten wie in schlechten Zeiten zueinander zu stehen. Sie sagten an diesem heißen Sommertag „Ja“ zur Gründung der „Hildegard und Karl-Heinz Güttes Stiftung – Stiftung Jugendhilfe für Bildung und Erziehung.“ Sie wird nach ihrem Tod unter dem Dach der Bürgerstiftung Bonn errichtet.

Das Herz der beiden kinderlosen Stifter schlug und schlägt seit jeher für Kinder. „Besonders für solche, die eben nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen dürfen“, versicherten sie bei der Festveranstaltung. Die fand wie schon der Polterabend der beiden im Festsaal des restaurierten Bahnhofs Rolandseck statt. Mit ihm fühlt sich Karl-Heinz Güttes bis zum heutigen Tag eng verbunden. Als Kind bot ihm gemeinsam mit vielen anderen der Luftschutzkeller des Bahnhofs in den letzten Kriegsjahren ein Maß an Sicherheit.

Immer zum Spenden bereit

Sein Großvater, Peter Schonauer, wurde 1926 zum Bahnhofsvorsteher ernannt und blieb dies stolze 33 Jahre. Bei seiner Ernennung hatte er eine historische Litographie „Corps Borussia auf der Terrasse des Bahnhofs Rolandeck“ erworben. Als diese 2018 für das Arp-Museum angekauft wurde, spendeten Hildegard und Karl-Heinz den Erlös spontan für Kinderprojekte. Bereits Jahre zuvor hatte das Ehepaar eine Paradejacke der kaiserlichen Marine des Opas an das Militärhistorische Museum der Bundeswehr in Dresden abgetreten. Den Erlös daraus und aus „Verkäufen“ weiterer Fundstücke, die der Großvater von seinen weltweiten Reisen mitgebracht hatte, stifteten die beiden der Kirchengemeinde Oberwinter.

Doch ihr „Spenderblick“ richtete sich wie so oft in der Vergangenheit besonders intensiv auf Kinder und Jugendliche. So unterstützten und unterstützen sie Einrichtungen zum Kindeswohl in Bonn, das Kinderheim Stein in Bad Godesberg, ein Kinderprojekt in Kroatien oder auch die „Sternstunden“ des Bayerischen Rundfunks. Sie sind bis heute davon überzeugt: „Kinder sind unser Kapital für die Zukunft“.

Bekannt wie „bunte Hunde“

Hört man sich im Umfeld ihres Heimatortes Oberwinter um, stellt man schnell fest: Die Eheleute sind geradezu bekannt wie „bunte Hunde“. Ihr großer und über die Grenzen der Region hinaus bekannter und beliebter Weinhandel trug seinen Teil dazu bei, ihr Engagement im und für den Karneval sein Übriges. Kein Wunder, dass das Jeckentum in ihrem Leben einen besonderen Stellenwert einnimmt. Begegneten sie sich doch erstmals in der Stadthalle im Knollestüffje 1969 bei einer Feier an Weiberfastnacht. Schmunzelnd erinnern sie sich: „Eigentlich war Karl-Heinz, der bei den Bonner Stadtsoldaten aktiv war, ja mit einer anderen Dame verabredet. Aber wir sahen uns und es hat gefunkt.“

Strahlend gestaltete sich ihre „Karriere“ im Karneval. Sie erreichte ihren Höhepunkt 1984, als die beiden als Prinzenpaar des Hafenortes Oberwinter gefeiert wurden. „Beifall“ erhielten sie in diesem Jahr auch für ihre Spende von 10.000 Mark für das Kuratorium ZNS und die Hannelore-Kohl-Stiftung. Das Geld trug dazu bei, dass computergestützte Arbeitsplätze in der Reha-Klinik Vallendar eingerichtet werden konnten. „Eine wirklich tolle und intensive Zeit“, strahlen Hildegard und Karl-Heinz Güttes auch knapp vier Jahrzehnte später noch. Von 1990 bis 1999 war der Stifter Schatzmeister des Regionalverbandes Rhein-Sieg-Eifel im Bund Deutscher Karneval.

In Großfamilien aufgewachsen

Der Funke ist bis heute nicht erloschen. Das spürten auch die Gäste der feierlichen Stiftungsfeier als der Ehemann seiner gerührten Ehefrau symbolisch drei Rosen überreichte. „Sie stehen sinnbildlich für Dinge, die mir besonders wichtig sind: Glaube, Liebe, Hoffnung. Der Glaube an eine glückliche Zukunft, die Hoffnung auf eine gemeinsame, gesunde und lange Zeit und die Liebe füreinander“, betonte der im Dezember 1941 in Bonn als eines von neun Geschwistern geborene Stifter. Nur unwesentlich kleiner war die Familie Hildegards. Mit sechs Geschwistern wuchs sie auf einem Bauernhof in Gütersloh auf. „In unser beider Großfamilien wurde wohl der Grundstein dafür gelegt, dass unsere Herzen für die nachfolgenden Generationen schlagen“, glauben sie.

Aktiv für Gesundheit und in der Politik

Doch nicht nur dafür setzten sie sich in der Vergangenheit ein. So gründete der selbst von rastlosen Beinen („Restless Legs“) betroffene Karl-Heinz Güttes 2002 die RLS-Selbsthilfe Rheinland-Pfalz und zwei Jahre später die Bundesvereinigung mit Sitz in Oberwinter. In der Kirchengemeinde engagierte er sich unter anderem als Mitglied des Kirchenvorstandes und 17 Jahre lang als Vorsitzender des Kirchbauvereins im Hafenort.

Es überrascht nicht, dass Güttes, der ab 1970 im Verwaltungsdienst beim Bundesamt für Zivilschutz arbeitete und 1971 mit der Organisation der Olympiade 1972 in München betraut worden war, auch in der Politik seine Spuren hinterließ. Bereits 1975 schloss er sich der CDU an und trat neun Jahre später in die CSU Berchtesgaden ein. Im Verborgenen wirkte er dort mit Sicherheit nicht. Und so durften sich Hildegard und Karl-Heinz Güttes an ihrem Goldhochzeitstag über ein von ihnen besonders geschätztes Schreiben freuen: Handschriftlich gratulierte der Bayerische Ministerpräsident Dr. Markus Söder.