Stifterportrait

Die Wahrhaftigkeit im Blick

Ein neues Terrain betritt die Bürgerstiftung Bonn mit der „Stiftung Informationskompetenz“. Die Wahl ihres Engagements fiel Dr. Susannah Cremer-Bermbach und Till Bermbach leicht.

Wer dem Stifterpaar lauscht, spürt, wofür ihr Herz unter anderem schlägt. „Wir alle rutschen durch die sogenannten ‚sozialen Medien‘ doch fast automatisch in die Rolle der Journalistin und des Journalisten“, sagen die beiden. Sie denken an all die Informationen, die heutzutage auf Menschen einprasseln und sich im weltweiten Netz rasend schnell verbreiten. „Wir möchten einen Beitrag dazu leisten, insbesondere der jüngeren Generation Instrumente an die Hand zu geben, beispielsweise den Wahrheitsgehalt einer Nachricht zu überprüfen, sie befähigen, sich selbst ein Bild von einer Sache zu machen und eine eigene Meinung zu bilden. Sie sollen sich bewusst sein, dass sie einerseits Informationen aufnehmen, aber auch eine Verantwortung für das haben, was sie weitergeben, welchen Quellen sie vertrauen“, sagen die beiden. Ihnen ist wichtig, dass etwas dafür getan wird, damit demokratische Werte und gesellschaftliches Miteinander nicht durch massenweise gezielte Verbreitung manipulierter Informationen und Nachrichten gefährdet werden.

Die Suche nach dem „wie“

Darüber, wie sich die Stiftungsziele am Effektivsten umsetzen lassen, gibt es eine Reihe von Ideen, aber noch keine konkreten Projekte. Ein Schwerpunkt wird ganz sicher auf der Entwicklung unterschiedlicher Formate für Schulprojekte liegen, um Kinder und Jugendliche möglichst früh an einen verantwortungsvollen Umgang mit Informationen heranzuführen. Es werden aber auch die Entwicklung von Projekten in der Erwachsenenbildung und die Zusammenarbeit mit Hochschulen angestrebt. So könnten beispielsweise Bachelor- und Masterarbeiten zu Themen unterstützt werden, die zur Umsetzung der Stiftungsziele beitragen, sei es auf journalistischer Ebene, sei es in der Informatik. Hier haben die Stifterin und der Stifter eine klare Vorgabe: „Es dürfte nicht zu theoretisch sein, es sollte um praxistaugliche Konzepte gehen.“

Dr. Susannah Cremer-Bermbach (Jahrgang 1958) und ihr zwei Jahre älterer Ehemann waren angenehm überrascht, wie unkompliziert es ist, eine Stiftung einzurichten. „Eine selbständige Stiftung zu gründen, ist äußerst komplex und zeitaufwändig“, wissen sie. „Die Bürgerstiftung unterstützt uns mit ihrer Erfahrung und ihren Kontakten, und nimmt uns den lästigen Verwaltungsaufwand ab. Wir können uns auf das Wesentliche – die Umsetzung unseres Anliegens – konzentrieren.“ Sie sind überzeugt, dass dies ein „sehr guter Grund“ dafür ist, unter dem Dach der Bürgerstiftung aktiv zu werden.

Weichenstellung beim Spaziergang

Mit der Idee, eine Stiftung zu gründen, ging die in Krefeld geborene promovierte Kunsthistorikerin, die freiberuflich als Kuratorin von Ausstellungen, Dozentin und Autorin tätig ist, schon länger „schwanger“. Sie begann sich dann thematisch zu konkretisieren, als ein Freund ihr und ihrem Ehemann von seinen Stiftungsplänen erzählte. Till Bermbach, der studierte Architekt, der am Ende seiner beruflichen Karriere die Bauten des Bundes im Ausland betreute und seit Januar 2022 pensioniert ist, ließ sich von der Begeisterung seiner Ehefrau für die Errichtung einer Stiftung zur Förderung der Informationskompetenz begeistern. Und auch Sohn Philip findet die Stiftung eine „gute Sache“. Für seine Eltern war es selbstverständlich, ihn in ihre Pläne einzubeziehen. Konkret wurde das Thema bei den täglichen Spaziergängen in der Coronazeit. Nach dem ersten Kontakt mit der Bürgerstiftung stand für sie fest: „Wir machen das.“

„Etwas zurückgeben“

Was aber bewegt ein agiles, gesundes Ehepaar mit Kind dazu, einen Teil seines Vermögens zu stiften? Die beiden müssen nicht lange über ihre Antwort grübeln. „Wir haben das Gefühl, privilegiert zu sein. Darum möchten wir etwas zurückgeben, uns gesellschaftlich engagieren“, sagen sie. Dr. Susannah Cremer-Bermbach fügt hinzu: „Mein Vater hat immer gesagt, das Wichtigste sei, dem Kind eine gute Ausbildung mit auf den Weg zu geben. Das haben wir getan.“ Weltreisen, „dicke“ Autos oder ein ausschweifender Lebensstil sind ihre Sache nicht. Wobei die Stifterin ehrlich einräumt: „Vor 20 Jahren hätte ich über die Weltreise vermutlich anders gedacht. Doch angesichts von Umweltverschmutzung und Klimakrise können wir das nicht mehr mit unserem Gewissen und unseren Werten vereinbaren.“

Entsprechend fällt die Wahl ihrer Hobbies aus. Architektur, Kunst und Kulturgeschichte interessieren beide. Doch dafür müssen sie heute nicht mehr durch die Weltgeschichte reisen. „Manchmal tut es auch die Fahrradtour ins Münsterland“, versichert Till Bermbach. Aber, so sagt er offen, gehörten und gehören auch heute noch Besichtigungstouren, beispielsweise zu besonderen Bauwerken zu ihrem Programm. Fahrradfahren, Fotografieren, Musik hören – das fasziniert sie und hält sie in jeder Hinsicht fit. Susannah Cremer-Bermbach bedeuten auch Bücher sehr viel, insbesondere kulturgeschichtliche Literatur und Lyrik. Sie bevorzugt das gedruckte Buch, aber in Ausnahmefällen darf es auch einmal digital sein: „Gerade, wenn man unterwegs ist, das Gepäck nicht allzu schwer werden soll und man trotzdem bei der Wahl der Lektüre flexibel sein möchte, ist das eine wunderbare Alternative.“ Mehr als eine bloße Alternative ist für sie nun die Gestaltung ihrer Stiftung. Sie wird „herrlich“ viel Zeit füllen.

Bonn, den 7. November 2022