Stifterportrait

Im Gedenken und Sinne der Eltern

Die Jugend fördern und dabei das Handwerk besonders in den Blick nehmen. So lautet das erklärte Ziel der Heinrich und Margot Walbröhl Stiftung, die Kathy Kaaf gegründet hat.

Die Erinnerung an ihre Eltern lässt Kathy Kaaf strahlen. Wenn sie an Margot und Heinrich (Walbröhl) denkt, huscht ihr ein warmherziges Lächeln übers Gesicht. Kathy Kaaf ist ihren Eltern dankbar: „Sie haben mir ein finanziell unabhängigeres Leben ermöglicht.“ Man möchte hinzufügen: Bis über ihren Tod hinaus. Kaafs Dankbarkeit, aber auch die Erfahrung, wie wertvoll es ist, etwas für „andere zu tun“, hat sie dazu bewegt, eine Stiftung zu gründen.

Für sie selbstverständlich unter dem Namen ihrer Eltern. Mit der Heinrich und Margot Walbröhl Stiftung möchte sie die Kunst, Kultur, den Sport, die Jugendhilfe sowie die Berufsausbildung junger Menschen unterstützen. Besonders im Blick hat die 1945 geborene Stifterin dabei Jugendliche, die den Wunsch hegen, sich einem Handwerk zu verschreiben. „Darauf wird meines Erachtens zu wenig Wert gelegt. Handwerk ist etwas besonders Wertvolles, etwas Kreatives, etwas Künstlerisches“, schwärmt sie.

Bis heute kann sie nicht nachvollziehen, warum in den siebziger Jahren an den Schulen das Fach Werken abgeschafft wurde. „Darin konnten sich junge Menschen erproben. Auch manuell. Und das wäre wichtig“, ist sie überzeugt. Sie fügt hinzu: „Man stellt etwas her, mit dem man etwas anfangen kann. Man arbeitet mit seinen eigenen Händen, spürt im wahrsten Sinne des Wortes, wie etwas wächst. Man lernt geschickt zu sein. Alles zusammen eine Schule fürs Leben.“

Kreativität und Klugheit

Kathy Kaaf wuchs in einer katholischen Familie auf, für die die Sorge um die Mitmenschen eine Selbstverständlichkeit war. Im Gespräch zeigt sie die Achtung vor den Eltern, besonders auch ihrem Vater. Als Tunnelbauer machte sich der gebürtige Witterschlicker weltweit einen Namen. Er entwickelte spezielle Vortriebsmethoden. Seine aus Kreativität und Klugheit erfundenen Patente nutzte auch die Schweiz – beim Bau des Gotthard-Tunnels. Er wurde spätestens dann gerufen, wenn Bauprojekte im wahrsten Sinne des Wortes „im Sande“ verlaufen wären.

Dass er nebenbei ein hervorragender Sportler war und sich selbst das Geige spielen beibrachte, erklärt, warum seine Tochter, die zehn Jahre lang Klavierunterricht erhielt, ebenfalls ein Hang zu beidem entwickelt hat. Heute bietet sie für das Katholische Bildungswerk einen Kursus zum Auffrischen von Französischkenntnissen an. Arbeitsgrundlage zur Textanalyse: französische Chansons.

Und Sport: das regelmäßige Spiel mit der Nachbarin an der Tischtennisplatte hält sie ebenso fit wie Schwimmen und Gymnastik. „Man muss ja etwas für sich tun“, lacht sie. Auch in dieser Hinsicht hat sie das katholische Internat St. Josef in Rheinbach, wo sie die fünfte Klasse absolvierte, geprägt. Sie wechselte an die Bonner Liebfrauenschule, wo sie ihr Abi machte.

Ihm folgte ein Sprachstudium (Englisch und Französisch) sowie Philosophie und Pädagogik an der Bonner Universität. Es mündete in einer elfjährigen Tätigkeit (1971 bis 1982) als Lehrerin für Englisch, Französisch und Musik (fachfremd) an der Ursulinenrealschule in Hersel. „Obwohl ich sehr gerne mit Kindern und Jugendlichen gearbeitet habe, wollte ich noch etwas anderes machen. Das Klassenzimmer wurde mir zu ,eng`.“

Auf in den Journalismus

Kathy Kaaf wagte einen krassen Schnitt. Sie wechselte ins unbekannte Feld des Journalismus. Für Zeilengeld. „Auch das war dank meiner Eltern möglich“, weiß sie. Sie „trainierte“ beim Bonner General-Anzeiger, schaffte den Sprung zur FAZ, schrieb für den Newsletter des Deutschen Akademischen Austauschdienstes Portraits internationaler Persönlichkeiten. Für das Handelsblatt portraitierte sie Unternehmer Sie war rührig, suchte die Weiterbildung. Etwa durch eine Hospitation bei „Le Figaro“ Paris und als „Visiting Journalist“ an der Duke University (North Carolina, USA). Es wirkte auch als Türöffner für die Karriere beim WDR und später bei RTL. Dort produzierte sie 363 Fünf-Minutenfilme „Kunst und Botschaft“. Darin präsentierte sie Kunstwerke im Auftrag der katholischen und der evangelischen Kirche.

Trotz ihres gut gefüllten Kalenders fand sie Zeit für ehrenamtliches Engagement. Sei es für Soroptimist International Deutschland (Aufbau professioneller Medienarbeit) und Europa oder als Präsidentin der Bundes-GEDOK (Verband der Gemeinschaften der Künstlerinnen und Kunstförderer). Ihr Credo lautet bis heute: „Ich möchte mitwirken und mitgestalten.“ Ihre Kirchengemeinde Sankt Joseph, der sie unter anderem als Vorsitzende des Kirchbauvereins dient, weiß es zu schätzen. Auch wenn nicht alle „hurra“ schreien, wenn sie die Projektgruppe „Klimafreundlichkeit“ unterstützt, die sich dafür einsetzt, weniger zu heizen und die Natur zu schonen.

Und da wäre sie wieder die Verbindung zu ihrem Elternhaus: Bewusst und sparsam leben, etwas für andere tun, an die nachfolgenden Generationen denken und kreative Lösungen suchen.